Pressemitteilung Nr. 104:
Generell Tempo 30 in ganz Pullach? – ein kontrovers diskutiertes Thema

Das Votum für Tempo 30 in ganz Pullach kam mit einer knappen Mehrheit im Umwelt- und Mobilitätsausschuss des Gemeinderats am 9. November 2021 zustande. Da dieser Ausschuss nicht beschließend, sondern nur beratend ist, muss der Gemeinderat dieses Vorhaben diskutieren und darüber abstimmen.

Vor ca. 10 Jahren hat sich eine große Mehrheit der Pullacher Bevölkerung in einer Befragung für die derzeitige Regelung ausgesprochen: An allen sensiblen Stellen und Straßen wie Kindergärten, Schulen, Ortskern, reinen Wohngebieten etc. gibt es bereits Tempo 30, so dass ein derartiger Beschluss an diesen Stellen keine Verbesserung brächte. Laut ADAC und Unfallforschern passieren die meisten Unfälle mit Fahrradfahrern und Fußgängern jedoch beim Abbiegen an Kreuzungen. Und hier sind die Geschwindigkeiten grundsätzlich niedriger. Entscheidend wäre eine bessere Infrastruktur mit weniger Sichthindernissen, wie z. B. durch parkende Kraftfahrzeuge und Anhänger. Zudem hört man aufgrund der zunehmenden Elektroautos heranfahrende PKW zum Teil gar nicht mehr, gerade an Kreuzungen und Überquerungen hat das gefährliche Folgen.

Gesetzlich ist geregelt, dass Straßen des überörtlichen Verkehrs wie Bundesstraßen (B 11) oder Kreisstraßen (nach Grünwald) von einer Tempo-30-Zone ausgenommen sind. Interessant und meines Erachtens wichtig für die Pullacher Bevölkerung wäre eine Betrachtung der Münchener Straße, der Richard-Wagner-Straße und der Heilmannstraße. Alle drei sind bisher Vorfahrtstraßen, somit ist Tempo 30 ausgeschlossen. Wenn eine Mehrheit der Bevölkerung eine Umwidmung dieser Vorfahrtstraßen haben will, kann man das so beschließen. Ob allerdings beispielsweise an der Heilmannstraße mit großen Mauern links und rechts über eine Strecke von mehr als einem Kilometer eine Tempo-30-Maßnahme eine Verbesserung wäre, bezweifeln wir.

Ein einseitiges Vorpreschen in dieser Diskussion ist weder lösungsorientiert noch fördert es das Miteinander. Sicherlich kann man das 10 Jahre alte Konzept an einigen Stellen nachbessern, was wir im Übrigen auch für nötig halten. Dennoch halten wir die Argumentation eines Unfalls vor ca. 50 Jahren mit dem Hinweis, die jetzigen Mehrheitsverhältnisse im Pullacher Gemeinderat winken diesen Antrag eh durch, für eher spaltend und polarisierend. Dieses Bild gibt der Gemeinderat (leider) in letzter Zeit auch nach außen hin ab. Zum Teil werden Beschlüsse mit gerade mal 11:10 durchgesetzt, weil man ja aktuell diese Mehrheit hat. Ein konstruktives und lösungsorientiertes Vorgehen bei kritischen Themen, das zu einer großen Zustimmung der Gemeinderäte und Bevölkerung führen könnte, sieht anders aus.

Die WIP spricht sich dafür aus, die Vorfahrtsstraßen in Pullach bei Tempo 40 zu belassen, Sichthindernisse an Kreuzungen zu beseitigen und mehr Geschwindigkeitsmessungen mit Sanktionierungen durchzuführen. Denn was bringen Maßnahmen, die nicht kontrolliert werden? Über allem steht jedoch für uns eine Bürgerbefragung, um eine breite Mehrheit und Akzeptanz für einen Beschluss zu erhalten.

Wir als WIP stehen für eine Politik von uns, mit uns und für uns.
Ihr
Reinhard Vennekold
1. Vorsitzender der WIP – Wir in Pullach e.V.
Unabhängig. Bürgernah. Kompetent